Wir alle kennen den Fußabdruck, der bemisst, wie viel negative Auswirkung unser Konsum hat, zum Beispiel in Form von Emissionen. Der Handabdruck hingegen ist praktisch unbekannt. Wir erklären, was sich hinter dem Begriff verbirgt und wie die Gastronomie davon profitiert.
Verbrauchte Mengen, verursachte Tonnen Kohlenstoffdioxid und Co.: Diese Bemessungen, die wir auch mit dem Begriff des Fußabdrucks in Verbindung bringen, sind essentiell für die Analyse unseres Konsums. Sie verursachen jedoch nebenbei die so genannte Negativität – man sieht in erster Linie das Schlechte. Wenn man sich vor Augen führt, dass pro Kopf in Deutschland fast acht Tonnen CO2 zu Buche stehen, es aber für eine Klimaverträglichkeit nur rund zweieinhalb sein dürfen (laut Umweltbundesamt), dann wirkt diese Differenz nicht gerade motivierend. Sich bewusst zu machen, wie hoch der „Impact“ ist, ist freilich wichtig. Nur so wird erstens das Ausmaß der Emissionen greifbar, und zweitens können nur anhand von Zahlen Veränderungen durch Maßnahmen wie Einschränkung, Umstieg auf klimafreundliche Alternativen und effizienteren Verbrauch wirklich nachgewiesen werden.
Positives Instrument
Um vor dem Hintergrund von Klimakrise, Zerstörung von Ökosystemen und Verlust von Biodiversität jedoch den persönlichen Optimismus nicht nur verlieren, braucht es auch ein positives Instrument. Für den Bereich der Nachhaltigkeit wurde dafür – als Gegenstück zum Fußabdruck – der bis dato noch wesentlich weniger bekannte Begriff des Handabdrucks geprägt. Geht es beim Fuß um Emissionen aus Konsum, Mobilität, Energieverbrauch und Co., um übernutzte Ressourcen wie sinkende Fischbestände oder abgeholzte Wälder, um Müll und auch um das Verletzen von Rechten (Menschenrechte, Tierwohl etc.), so geht es bei der Hand um positive Effekte, die sich durch nachhaltiges Handeln ergeben: Wieder gesundende Ökosysteme, bessere Qualität von den Produkten bis zur Lebensqualität, Vorbildfunktion für das persönliche und gesellschaftliche Umfeld und vieles mehr. Um im Bild zu bleiben: Der Fußabdruck symbolisiert unschöne Hinterlassenschaften, der Handabdruck das Zupacken, Wegräumen, Verändern.
Doch wie lässt sich der Handabdruck bemessen? An dieser Stelle müssen wir ein „under construction“-Schild aufstellen. Es gibt noch keine klaren Kriterien dafür. So ist etwa auf der Seite der Initiative Handabdruck.org vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) zu lesen: „Die endgültige Weise, wie der Handabdruck bewertet, gemessen und kommuniziert werden kann, wird im Laufe des Projektes bestimmt. Anzustreben sind eine oder mehrere Kennzahlen oder Indikatoren zur Nachhaltigkeit eines Produkts, die sowohl den Handabdruck als auch den Fußabdruck berücksichtigen.“
Der Handabdruck: ein komplementäres Maß positiver Nachhaltigkeitswirkung von Produkten ©handabdruck.org
Jede Gastronomie kann ihren eigenen Handabdruck entwickeln
Das ist aber kein großes Problem. Denn mit Hinblick auf die Abwendung von einer Negativität geht es zunächst einmal um ein gutes, positives Gefühl – das man für sich und für andere durch Nachhaltigkeit erzeugt. Den Handabdruck in diesem Sinne als Ergebnis eines gemeinschaftlich nutzbringenden Hand-elns, hilft dabei. Und außerdem: Jedes Unternehmen kann sich seinen eigenen Handabdruck „bauen“. Zum Beispiel, indem gemeinsam ein bestimmtes Nachhaltigkeitsziel formuliert, angegangen und nach einer gewissen Zeit auf seinen Effekt hin überprüft wird – zum Beispiel die Steigerung des Anteils biologischer Speisen von 60 auf 80 Prozent über alle Produkte oder die Verdopplung der Teilnehmerzahl an nachhaltigen Kochkursen durch entsprechende Kommunikationsmaßnahmen.
Gutes be-greifbar machen
Heißt: Das Konzept des Handabdrucks unterstützt, als Denkmodell, die positiven Auswirkungen nachhaltigen Handelns im wahrsten Sinne des Wortes begreifbarer zu machen. Unser Tipp daher an alle Betreiber von Restaurants und anderen gastronomischen Betrieben, die sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben: Beschäftigen Sie sich mit dem Prinzip des Handabdrucks. Finden Sie Ihren eigenen Zugang dazu und formulieren Sie im Sinne eines „positiven impacts“ gemeinsam mit ihrem Team Ziele, mit denen Sie Ihren individuellen Handabdruck darstellen und kommunizieren können. Sie können bereits Erreichtes (z.B. eingesparten Verbrauch, erhöhten Anteil ökologischer Lebensmittel) als individuellen Handabdruck darstellen, aber auch gesellschaftliche Engagements oder Wissensvermittlung. Auch noch nicht Erreichtes, aber Geplantes können Sie gut in Ihre Handabdruck-Kommunikation einbinden. Und ebenso Tipps – Handreichungen – für Ihre Gäste.
Text: Jan-Peter Wulf; Photo by Bernard Hermant on Unsplash