Apropos Arten. Es war die Vielfalt der Vegetation, es war die einmalige Fynbos-Flora und -Fauna, die Lutzeyer schon vor vier Jahrzehnten faszinierte. Aus einem kleinen Bed & Breakfast, angesiedelt zwischen Gansbaai und Stanford, inmitten der tatsächlich praktisch unberührten Natur, entstand nach und nach ein luxuriöses Resort. Eines allerdings, in dem sehr komfortable Suiten und Lodges, anspruchsvolle Gastronomie und Wellness Hand in Hand gehen mit Nachhaltigkeit. Man kann sich von einem der Guides die Vielfalt der Natur beschreiben lassen oder einen Blick in die Gärten und Gewächshäuser werfen. Walbeobachtungen und Pflanzensafaris, Shark Diving und Verkostungen auf den Weingütern der Walker Bay stehen auf dem Programm. Und wie wäre es mit einem Gin Tonic auf der Terrasse, zubereitet mit dem eigenen Gin? Mit einem Tee aus Blättern des Honeybush-Strauches? Gäste des Hotels (und nur die) lassen sich von den Sommeliers oder dem Chef selbst die Vorzüge des Weinkellers erklären, der mit vielen tausend Flaschen und raren südafrikanischen Auktionsweinen die hiesige Winzerszene auf außergewöhnliche Weise repräsentiert. Apropos Flaschen: Das Wasser wird nur in recycelten Glasbehältnissen serviert, die Produkte stammen aus regionaler Erzeugung. Vieles wird in sozialen Projekten hergestellt, und dass man die Fortbildung der Mitarbeiter fördert, ist ohnehin klar. Wer einmal einen Job auf Grootbos angetreten hat, geht so schnell nicht wieder weg – und keinesfalls nur deshalb, weil es in der Umgebung keine Betriebe auf ähnlichem Niveau gibt. Allein das Cape Floral Kitchen des deutschen Spitzenkochs Jürgen Schneider, ein paar Fahrminuten von Grootbos entfernt, ist als ebenso nachhaltig arbeitendes wie ambitioniertes Restaurant ernst zu nehmen.
Auf Grootbos selbst wechselt das Angebot der Speisen täglich – auch wenn ein paar Klassiker immer wieder im Menü auftauchen. Das im Haus gereifte Rinderfilet, das Huhn mit Masala und Tomaten oder die hausgemachten Linguini mit Chili. Danach vielleicht Käse aus der Umgebung – in Stanford existieren Farmer, die beachtlich gute Exemplare reifen lassen – oder hausgemachtes Eis, das mit eigenem Honig verfeinert wird. Die kostbarste Honigvariante, aus Blütennektar der ausschliesslich vor Ort gedeihenden Art Erica irregularis gewonnen, ist auch zum Mitnehmen zu kaufen. Jedenfalls dann, wenn noch etwas übrig ist: Ein paar hundert Gläser sind es nur, die pro Jahr abgefüllt werden. Dreimal so viel kostet er wie die «normale» Ware des Hauses. Wer den Erica-irregularis-Honey als rarsten und nachhaltigsten Honig der Welt bezeichnet, dürfte ziemlich richtig liegen.
Grootbos – Private Nature Reserve, www.grootbos.com
Text: Wolfgang Faßbender; Bilder: Grootboos