Nach fast 8 Jahren endet die gemeinsame Aktion „Restlos genießen!“ von „Zu gut für die Tonne“ und dem Greentable e.V. mit der „Beste-Reste-Box“. Ein Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte, die über 1,2 Millionen Reste vor der Tonne bewahrt hat.
Ob beim Einkaufen im METRO Markt oder im Bio Futura-Onlineshop: Wer nach der „Beste-Reste-Box“ sucht, wird seit Ende des vergangenen Jahres nicht mehr fündig. Sinkende Absatzzahlen und der Rückzug der Initiative „Zu gut für die Tonne“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums als Kooperationspartner, bedeuten somit nach 1.201.175 verkauften Exemplaren schweren Herzen das Aus für die schöne „Pappschachtel“, die es sogar ins Fernsehen geschafft hat.
Wie alles begann
Wer kennt das nicht? Das Essen schmeckt wunderbar und doch ist man nach einem halben Teller eigentlich schon satt. Schade, wenn die Reste dann in die Tonne wandern. War es früher vielen Gästen noch peinlich, sich die Reste einpacken zu lassen und deshalb vorgaben, Reste für den Hund mit nach Hause zu nehmen (daher der Begriff „Doggy Bag“), sollte es heutzutage im Sinne der Umwelt völlig normal sein, sich Reste einpacken zu lassen – aber dann statt Plastik- oder Aluverpackungen mit einer nachhaltigen Lösung.
Inspiriert von der Aktion „Too good to waste“ 2012 in London, bei der 10.000 „Doggy Bags“ kostenlos an Restaurants verteilt wurden, um auf die Lebensmittelverschwendung durch halb aufgegessene Teller aufmerksam zu machen, war für Greentable-Gründer Matthias Tritsch klar, dass es so etwas auch hier in Deutschland geben muss. So begann im Herbst 2014 die Suche nach einem Kooperationspartner und einem nachhaltigen Hersteller – die Verpackung sollte möglichst kompostierbar sein und nicht aus Fernost kommen. Schon nach kurzer Zeit meldete sich die Initiative „Zu gut für Tonne“, um die Aktion zu unterstützen. Mit Bio Futura, einem niederländischen Spezialisten für nachhaltige Einwegverpackungen, wurde dann auch schnell der geeignete Hersteller gefunden. Zudem hatte das Unternehmen gerade ein neues Verpackungsdesign mit einem schicken Henkel entwickelt. Das Resultat: Die Aktion „Restlos genießen!“ mit der kompostierbaren „Beste-Reste-Box“.
„Mein Baby“: Matthias Tritsch, Initiator der Beste-Reste-Box (© Greentable)
Kick-off in Hamburg
Am 10. März 2015 folgte dann der offizielle Startschuss zur Aktion „Restlos genießen“ im Hamburger Sterne-Restaurant Landhaus Scherrer mit der parlamentarischen Staatssekretärin im BMEL Maria Flachsbarth, Sternekoch Heinz O. Wehmann und den beiden Initiatoren und Greentable-Gründern Markus Ramster und Matthias Tritsch. Im Rahmen der Aktion wurden 15.000 Reste-Boxen kostenfrei an 150 Restaurants in ganz Deutschland verteilt. Zur großen Freude aller Beteiligten gab es eine unerwartet hohe Resonanz der Presse. Zahlreiche Zeitungen, Radiosender und sogar die TV-Sender RTL und SAT1 berichteten über die kleine Box mit dem Henkel. Die Reste auf dem Teller mit nach Hause nehmen ist eine simple, aber wirkungsvolle Maßnahme gegen Lebensmittelverschwendung, so der mehrheitliche Tenor.
Vorstellung der Aktion „Restlos genießen!“ im Landhaus Scherrer (© BMEL)
METRO wird Partner
Durch die fortwährende Medienpräsenz wurde 2016 auch die METRO auf die Beste-Reste-Box aufmerksam und wurde Partner der Aktion. Die Boxen waren ab Ende August in allen Märkten der METRO Cash & Carry erhältlich. Zum Verkaufsauftakt der „Beste-Reste-Box“ trafen sich alle Partner am 30. August 2016 zu einem gemeinsamen Pressetermin im Metro-Großmarkt Berlin-Friedrichshain. Unter den prominenten Teilnehmern befanden sich auch Restaurantcoach Christian Rach sowie Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Rach unterstützt die Aktion, auch wenn sie in seinen Augen nur ein Anfang sei: „Doggy-Bag war gestern, restlos genießen ist heute“, sagt er und rät zum Mitnehmen. Wegschmeißen wäre schon wegen der guten Produkte zu schade und wegen der Zeit, Mühe und Liebe, die drinstecken.
METRO-Verkaufsstart der Beste-Reste-Box in Berlin (© BMEL)
Auf der politischen Bühne
Nach dem Motto „schlechte PR ist besser als keine“, schaffte die „Beste-Reste-Box“ sogar den Sprung ins Politikgenre: Nachdem die damalige Bundelandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Box im deutschen Bundestag im Rahmen ihrer nationalen Strategie zur Lebensmittelverschwendung präsentierte, folgte prompt ein Auftritt als Protagonist in der ZDF heute-show (Link zum Beitrag auf YouTube) – sogar mit einem Ständchen. Dass die Box bei Politikern sehr beliebt war, zeigte auch Klöckners Vorgänger Christian Schmidt in einem SPIEGEL-Interview.
Die Beste-Reste-Box wird zum TV-(Comedy)Star (© Screenshot ZDF heute-show)
Nach der Box ist vor der Box
Wir glauben auch weiterhin an die Vorteile einer nachhaltigen Mitnahmeverpackung für Reste. Die seit Januar verpflichteten Mehrweglösungen werden hier auf absehbare Zeit kein vollwertiger Ersatz sein. Während es in Ländern wie Frankreich und Spanien mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben ist, Gästen das Mitnehmen nicht verzehrter Speisen kostenlos in einer geeigneten Verpackung anzubieten und in Großbritannien das „Doggy Bag“ derzeit bis in die Spitzengastronomie eine Renaissance erlebt, wird hierzulande der Restaurantgast noch immer häufig nicht aktiv gefragt, ob er die Reste mitnehmen möchte bzw. werden die Reste nicht selten in Alufolie eingepackt.
Vor diesem Hintergrund und zahlreichen Nachfragen, warum es die „Beste-Reste-Box“ nirgends mehr zu kaufen gibt, suchen wir nach einer Nachfolger-Lösung. Diese soll nicht nur nachhaltig und bezahlbar sein, sondern wieder durch ein ansprechendes Design dazu animieren, die übrig gebliebenen Speisen restlos zu genießen. Bis dahin empfehlen wir als Alternative die PaperWise Takeaway-Box unseres Mitglieds Bio Futura („PaperWise Natural Grease Resistant“ ist ein umweltfreundlicher Karton, der vollständig aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt wird).
Text: Matthias Tritsch; Fotos: BMEL, Greentable, Screenshot ZDF heute-show