Code of Conduct: Berliner Clubs verpflichten sich selbst zu mehr Nachhaltigkeit

15.10.2021 | Beispielhaft, Trends

Auch wenn Clubs primär Orte sind, an denen die Menschen die Möglichkeit haben sollen, die Welt draußen zu lassen, zu tanzen und zu feiern: Das bedeutet nicht, dass sie nicht nachhaltig und ökologisch verantwortungsvoll sein können. Ganz im Gegenteil und: Wer Energie einspart, spart bekanntlich auch Kosten ein. In Berlin haben sich nun einige Clubs zusammengeschlossen und haben einen „Code of Conduct“ für mehr Nachhaltigkeit unterzeichnet.

Wohl kein gastronomisches Segment hat mit der Pandemie so hart zu kämpfen wie der Bereich der Clubs. Durften Restaurants, Cafés, Hotels und (zeitverzögert) auch Bars den Betrieb im Frühling 2020 und 2021 wieder aufnehmen, steht in diesem Segment – zumindest was den Innenbetrieb angeht – vieles weiter still. Erst jetzt erlauben einige Städte den Clubs, unter Vorgaben wie z.B. der 2G-Regelung wieder zu starten. Zum Beispiel in Berlin. Hier hat sich in der stillen Zwischenzeit jedoch in Sachen Nachhaltigkeit einiges getan, es wurde hinter den Kulissen fleißig gearbeitet. Denn mehrere Clubs – das „Yaam“, der „Suicide Club“, die „Rummels Bucht“ und das „Schwuz“, haben zum 1. September einen „Code of Conduct“ unterzeichnet, weitere sollen schon bald folgen, in denen sich die teilnehmenden Betriebe zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten. Das Ganze ist keine Top-Down-Maßnahme, sondern ist aus sich selbst heraus entstanden. Schon 2019, damals noch live, fanden runde Tische statt, bei denen Vertreter*innen der Clubs sowie Expert*innen im Bereich Energie und Co. über Möglichkeiten diskutieren, wie sich in den Betrieben aktiv Klimaschutz, aber auch soziale Nachhaltigkeit umsetzen lässt.

Während der Lockdowns fanden diese Treffen digital weiter statt. Gastgeberin dieser Treffen war und ist Clubtopia, ein Kooperationsprojekt des BUND Berlin e.V. sowie der Vereine clubliebe e.V. und der Clubcommission Berlin e.V., die sich seit vielen Jahren für die Belange der Clubszene (z.B. Bestandsschutz oder Maßnahmen gegen Lärm) einsetzen. Gefördert wird die Initiative von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und sie ist Teil des Klimaneutralitätsprogramms der Stadt. Spätestens 2050 soll kein CO2 mehr emittiert bzw. die Stadt klimaneutral sein.

Die Clubs wollen hier mit gutem Beispiel voran gehen. Der „Code of Conduct“, den sie selbst erarbeitet und signiert haben, ist keine reine Absichtserklärung. Vielmehr enthält er eine Vielzahl konkreter Ziele und Vorgaben. Zum Beispiel diese:

Wir setzen Energiesparmaßnahmen um und reduzieren unseren Verbrauch um mindestens 10 % pro Jahr. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen regelmäßig im effizienten Umgang mit der Klimaanlage bzw. der Be- und Entlüftung.

 

Ab sofort betreiben wir Kühlgeräte mit der besten Energieeffizienzklasse oder optimieren den Betrieb bestehender Geräte. Wir entsorgen Kühlgeräte fachgerecht, deren Nutzung sich nicht mehr optimieren lässt.

 

Sofern ein sofortiger Wechsel des Stromanbieters aus vertraglichen Gründen oder Mietbedingungen nicht möglich ist, wechseln wir zur nächstmöglichen Gelegenheit. Echter Ökostrom ist unsere effizienteste Klimaschutzmaßnahme im Club.

 

Wir reduzieren unsere logistikbedingten Emissionen um 10 % pro Jahr.

 

Ab sofort gilt Mehrweg statt Einweg in unserem Barbetrieb. Gäste erhalten ihre Getränke und Essen ausschließlich in wiederverwendbarem Geschirr.

 

Wir unterstützen durch unseren Clubbetrieb das Streben nach weniger Ungleichheiten in unserer Gesellschaft. Wir berücksichtigen dafür soziale Aspekte wie Reduzierung von Armut, Förderung von Barrierefreiheit, Stärkung von Diversität der Clubgäste und -mitarbeitenden, Gleichstellung von Geschlechtern sowie Bekämpfung von Rassismus.

Was beachtlich ist: Die Clubs haben mit der Unterzeichnung des Code of Conduct auch zugestimmt, dass sie hinsichtlich der Umsetzung der Ziele transparent sind und der tatsächliche Fortschritt gemessen wird. Gleichzeitig wollen sich die Betriebe in der Umsetzung der Ziele austauschen und unterstützen – was sie mit den runden Tischen ja bereits tun. Die Förderung durch den Senat macht zudem Beratung durch Expertise möglich, so gibt es z.B. eine konkrete, unternehmensspezifische Energieberatung durch die Expert*innen des BUND Berlin. Man verstehe den Code als eine Einladung, um ins Handeln zu kommen und eine „Öko-Routine“ zu entwickeln, erklärte Konstanze Meyer, Projektleiterin von Clubtopia, bei der Vorstellung des „Code of Conduct“. Er solle die Clubs nicht einschränken, sondern helfen, „Teil des täglichen Handelns im Cluballtag“ zu werden.

Mittelfristig soll das Projekt auch für interessierte Clubs außerhalb von Berlin geöffnet werden. Für alle Locations, ob der hippe Club in der Hauptstadt oder die Großraumdisco auf dem Lande, hat man einen „Green Club Guide“ mit vielen Tipps und Ideen für mehr Nachhaltigkeit beim Feiern konzipiert. Den gibt es hier zum Download.

Mehr Infos zum Code of Conduct gibt es auf www.zukunft-feiern.de

Text: Jan-Peter Wulf, Fotocredit: Clubtopia/Marcus Bläsing

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