Städter wünschen sich Fleisch von glücklichen Tieren. Kleinen landwirtschaftlichen Betrieben fehlt der Zugang zu Kunden. EinStückLand bringt beide zusammen. Ein Geschäft, dass beiden Seiten schmeckt.
Fast mag man sie gar nicht essen, weil sie so knuddelig aussehen mit ihren braunen Knopfaugen und dem strubbeligen, weichen Fell. Doch das Fleisch der Galloway-Rinder ist ein Genuss: saftig, zart und mit einem einzigartigen Geschmack. Grund dafür ist die natürliche Haltung der Tiere, deren Fleisch von feinen Fettäderchen durchzogen ist, weil sie ganzjährig auf der Weide sind, sich viel bewegen und fast ausschließlich von Gras und Heu ernähren. „Das Fleisch ist die pure Natur auf dem Teller“, sagt Hinrich Carstensen (30), Geschäftsführer von EinStückLand. Gemeinsam gründen Carstensen und Freundin Lina Kypke (26) am Anfang des Jahres die Online-Plattform www.einstueckland.de und vertreiben nun in ganz Deutschland Galloway-Qualitätsfleisch von Schleswig Holsteinischen Familienbetrieben. Damit macht das junge Pärchen aus Hamburg nicht nur Fleisch liebhabende Großstädter glücklich, sondern lässt auch viele kleine Familienbetriebe wirtschaftlich rentabler werden.
Artgerechte Haltung, Ja! Aber nicht zwingend nach Bio-Standards.
Ein wichtiger Aspekt für die hohe Qualität des Gallowayfleisches bei EinStückLand ist, dass Kypke und Carstensen viel Wert auf artgerechte Haltung, Aufzucht, Schlachtung und den Transport der Tiere legen. Jedoch verzichten sie bewußt auf den Verkauf von ausschließlich Öko- und Bio-Fleisch. Sie prüfen alle Partnerbetriebe gründlich nach eigenen Qualitäts-Standards und arbeiten zum Beispiel nicht mit Betrieben zusammen, die den Tieren Medikamente oder andere Präparate präventiv zugeben. Die Kooperation erfolgt ausschließlich mit Bauern, die überschaubare Herden haben, in denen Kälber nicht künstlich gezeugt wurden und die nach der Geburt noch für viele Monate bei ihren Müttern auf der Weide verbringen dürfen. „Der Entwicklung des Fleischkonsums und das damit einhergehende schnelle Anwachsen von immer mehr Öko-, Fair- und Bio-Siegeln, die dem Verbraucher Nachhaltigkeit und eine heile Welt der Tierhaltung versprechen, stehen wir kritisch gegenüber“, so Carstensen. „Wir möchten offen aufklären über unsere Ziele, unsere Partner und deren Arbeitsweise.“ Mitgründerin Lina Kypke ergänzt: „Die Transparenz zwischen Kunden, den Fleischproduzenten und uns ist besonders wichtig. Denn nur so können wir einen Dialog zu bewußter Ernährung, Nachhaltigkeit und einer respektvollen Art der Tierhaltung anregen.“
Das Prinzip Cow-Funding: Nachhaltig, regional und fair.
Erst wenn ein Tier komplett über den Online-Shop verkauft ist, wird es geschlachtet. Auf diese Weise wird nichts von dem wertvollen Fleisch des Galloways verschwendet. „Wir möchten dazu anregen, Fleisch ganz bewußt zu konsumieren. Für uns bedeutet verantwortungsvoller Genuss auch, das ganze Tier zu verwerten“, erklärt Carstensen das Cow-Funding Prinzip. Weiterhin wurde das Tier des Landwirtes bereits vor der Schlachtung finanziert und der Kunde in der Stadt weiß genau, woher sein Fleisch auf dem Teller stammt.
Die Initialzündung zur Online-Plattform mit der Finanzierung („funding“) von Kühen („cow“) hat Hinrich Carstensen von seinem Vater, der seit vielen Jahren Galloways in Ostholstein züchtet. „Die Herde meines Vaters war zu klein, um mit Großhändlern zusammenzuarbeiten, aber zu groß, um die Tiere selbst zu verkaufen. Eine schwierige Lage für kleine landwirtschaftliche Betriebe, die wir durch unserem Online-Shop und Aufklärung verbessern möchten“, berichtet der Ostholsteiner.
So funktioniert EinStückLand:
Beim Kauf des Gallowayfleisches hat der Kunde die Wahl zwischen zwei Paketen:
Das luxuriöse Filet-Paket „Lina“ für 160 Euro/ca. 6.5 kg mit einer feinen Auswahl an Galloway-Cuts, wie Filet, Gulasch und Braten oder dem schmackhaften Hüftsteak-Paket „Hinrich“ für 150 Euro/ca. 6.5 kg, das dem Kunden einen Galloway-Querschnitt aus Hüftsteak, Rumpsteak und Bratwürsten bietet. Ist die Entscheidung für ein Paket gefallen, zahlt der Kunde im Voraus und bekommt seine Auswahl einige Wochen später gekühlt geliefert. Per Email wird der Käufer über den aktuellen Status auf dem Laufenden gehalten und weiß genau, wann das Rind komplett verkauft ist und wann es geschlachtet und ausgeliefert wird.
Das Schlachten übernimmt eine regionale Metzgerei, die nur wenige Kilometer vom Bauern entfernt ist, denn kurze Wege bedeuten weniger Stress für das Tier. Beim Schlachter wird das Galloway zerlegt, reift bis zu 21 Tage und wird dann gekühlt versendet. Auch die Zusammenarbeit mit kleinen regionalen Schlachtereien und Zulieferbetrieben gehört zum Cow-Fundig Konzept von EinStückLand. Genauso wie der ökologische Aspekt der Verpackungen. Die Versandboxen sind von innen mit gepresstem Stroh verkleidet, das genauso gut isoliert wie Styropor, aber später auf den Kompost kommt oder als Winterschutz für die Balkonpflanzen genutzt werden kann.
Bilder: EinStückLand